Die wachsenden Müllberge, das dramatische Mikroplastik-Problem, die Klimakrise und einige zu Ende gehende Ressourcen machen deutlich, dass es so nicht weitergeht. Trotzdem gönnen sich viele Menschen weiterhin den Luxus, Dinge wegzuwerfen, statt sie zu reparieren. Sie lassen die Müllberge weiter anwachsen, die Eisberge weiter abtauen und verbrauchen wertvolle Ressourcen, als gäbe es endlos viel Nachschub.
Die wachsenden Müllberge, das dramatische Mikroplastik-Problem, die Klimakrise und einige zu Ende gehende Ressourcen machen deutlich, dass es so nicht weitergeht. Trotzdem gönnen sich viele Menschen weiterhin den Luxus, Dinge wegzuwerfen, statt sie zu reparieren. Sie lassen die Müllberge weiter anwachsen, die Eisberge weiter abtauen und verbrauchen wertvolle Ressourcen, als gäbe es endlos viel Nachschub. Das simple Beispiel eines defekten Schwimmerschalters an einer Pumpe illustriert, wie gedankenlos die Haltung vieler Menschen ist.
Defekter Schwimmerschalter – was nun?
Früher war die Antwort simpel: Der defekte Schwimmer- oder Niveauschalter wurde ausgewechselt. Man kaufte entsprechende Ersatzteile beim Hersteller und baute sie ohne Probleme ein. Bastelfreunde benötigten nicht viel handwerkliches Geschick, um einen defekten Schwimmerschalter auszutauschen. Die damit ausgestattete Pumpe funktionierte hinterher tadellos. Ihre Lebensdauer wurde durch die Reparatur um einiges verlängert. Was nach der Reparatur an Müll anfiel, war nur ein kleines Bauteil. Manchmal fiel dieses einem Bastler in die Hände, der es sogar noch reparieren konnte.
Die moderne Mentalität ist, Geräte mit einem defekten Pegelschalter einfach komplett für defekt zu halten. Daraufhin wird der Ausbau und Austausch des kompletten Gerätes vorgenommen. Eine neue Pumpe wird angeschafft. Die alte Pumpe landet im Keller. Sie liegt jahrelang in der Garage oder wird gelegentlich im Wald entsorgt. Manchmal werden die für defekt gehaltenen Pumpen samt dem Pegelschalter fachgerecht, manchmal illegal entsorgt. Auf jeden Fall lässt die fälschlicherweise entsorgte Pumpe den Müllberg sehr viel schneller anwachsen, als ein defekter Pegelschalter es täte.
Neue Einsichten braucht das Land
Nicht nur die Hersteller von Schwimmer- bzw. Neigungsschaltern tragen schwer an der heutigen Wegwerf-Mentalität. Viele Geräte und Gegenstände, die eigentlich noch brauchbar wären, werden einfach entsorgt. Damit gehen auch wertvolle Ressourcen verloren. Die enthaltenen Metalle und recylingfähigen Wertstoffe werden oft nicht in den Kreislauf zurückgeführt. Zudem würden andere Menschen den defekten Schalter einfach reparieren. Sie könnten dann die reparierte Pumpe weiter nutzen. Diese Chance erhalten sie aber gar nicht. Die Wegwerfgesellschaft sorgt dafür, dass reparaturfähige Geräte und recyclingfähige Ressourcen einfach verschwendet werden.
In den Kommunen, die die anfallenden Müllberge verwalten, reagiert man immer öfter auf solche Probleme. Es wird im Rathaus beispielsweise die Eröffnung von Reparatur-Cafés erörtert. Dort könnten sich Menschen mit einer Pumpe, bei der der Schwimmerschalter nicht funktioniert, bei der Reparatur helfen lassen. Die Frage bleibt: Würde das etwas an der Wegwerfmentalität ändern? Wohl nur bei manchen Menschen. Für viele wäre es weiterhin naheliegender, einfach die komplette Pumpe zu erneuern. Auch „Give-Boxen“, in die reparaturmüde Bürger ihre defekten Geräte einlegen könnten, damit andere sie reparieren und weiter nutzen, sind vielleicht nicht der richtige Ansatz.
Unsere Haltung ist das eigentliche Problem
Wo ungezügelter Konsum möglich ist und wo das Geld für einen Neukauf vorhanden ist, besteht keine Notwendigkeit mehr zur Reparatur. Menschen, die mit dieser Haltung leben, übersehen jedoch etwas: Es gibt genügend andere, die sich eine solche Haltung gar nicht leisten können. Da die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufklafft, würde mancher eine Pumpe mit defektem Pegelschalter reparieren wollen. Während der eine sich schon bei einem geringfügigen Defekt eine neue Pumpe gönnt, wäre ein anderer – wenn auch oft aus Notwendigkeit – dem Reparieren der Pumpe zugeneigter.
Das bedeutet aber nicht, dass dieser Mensch sich bei größerem Wohlstand nicht dieselbe verächtliche Haltung gegenüber Sachwerten erlauben würde. Die Wegwerfgesellschaft ist eine Folge der Konsumgesellschaft. In dieser ist alles zu jeder Zeit in Hülle und Fülle zu haben. Die Wegwerfmentalität wird dadurch begünstigt, dass der Ersatz für die vermeintlich defekte Pumpe so leicht zu beschaffen ist. Auf die Idee, lediglich den defekten Pegelschalter auszutauschen, kommen viele Menschen bei dieser Haltung zu Konsumgütern erst gar nicht. Sie betrachten ein defektes Konsumgut wie ein Einwegprodukt, das durch einen kleinen Defekt seinen Nutzen zur Gänze verloren hat.
Die Müllberge wachsen und wachsen
Die Haltung, technische Geräte, Kleidungsstücke oder anderes als massenhaft hergestellte Einweg- und Wegwerfprodukt zu behandeln, drückt eine gewisse Gleichgültigkeit und Verächtlichkeit gegenüber den darin enthaltenen Arbeitsleistungen, den verwendeten Ressourcen und den inneren Werten von Konsumgütern aus. Zum Entstehen solcher Haltungen haben auch das weltweite Preisdumping und die Auslagerung von Arbeiten für deutsche Unternehmen nach Asien beigetragen. Außerdem haben die Hersteller sich wegen der Wegwerfmentalität einfallen lassen, technisch Geräte absichtsvoll mit Schwachstellen und Sollbruchstellen zu versehen. Sie halten dadurch nicht mehr jahrelang. Stattdessen befruchten sie die Wegwerfmentalität noch weiter.
„Made in Germany“ ist für viele Menschen schon kein Qualitätsversprechen mehr. Nur gegenüber Billig-Labeln wie „Made in China“ kann sich deutsche Qualität noch behaupten. Entsprechend hoch sind die Exportzahlen. Zugleich fluten minderwertige oder gefälschte Waren aus Fernost unsere Märkte. Die asiatischen Hersteller unterbieten unsere Preise. Sie liefern z. B. Elektrogeräte, die meistens nicht reparaturfähig und häufig fehleranfällig sind. Der niedrige Preis und die gute Optik beflügeln die Käufer, statt einem deutschen Qualitätsprodukt ein minderwertiges asiatisches Produkt zu kaufen. Dessen kurze Nutzungsdauer wiederum bestärkt die Haltung, solche Produkte als Wegwerfprodukte zu verstehen.
Wie jeder an diesen Beispielen erkennen kann, hängen viele Dinge im Wirtschaftskontext miteinander zusammen. Oft entsteht daraus ein Teufelskreis. Wenn die Menschen nicht zu einer grundlegend anderen Haltung gegenüber noch verwertbaren Ressourcen, enthaltenen Arbeitsleistungen, der Abfallerzeugung, Recyclingfähigkeit von Waren oder möglichen Reparaturen zurückfinden, sieht es für diesen Planeten schlecht aus.
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Slogan
Nachhaltigkeit ist heutzutage schlichtweg eine Erfordernis. Sie ist das Gegenmodell zur momentan grassierenden Gedankenlosigkeit. Die meisten Menschen denken sich wirklich nichts dabei, wenn sie alte Pumpen gegen neue tauschen, auch wenn eine Reparatur machbar wäre. Zudem werden ständig verbessere Pumpenmodelle auf den Markt gebracht. Diese sind mit technischen Finessen und einem ansprechenderen Äußeren ausgestattet. Warum sollte jemand da eine alte Pumpe behalten wollen? Die neuen Pumpen sind doch gar nicht mal so teuer! Es ist doch viel bequemer, die alte Pumpe einfach zu entsorgen. Sie funktioniert ja nicht mehr. Auf die Idee, dass darin wichtige Metalle oder recyclingfähige Materialien enthalten sein könnten, kommen nur die wenigsten. Es wird nicht einmal festgestellt, ob ein defektes Bauteil ausgetauscht werden könnte. Konsumgläubige gehen lieber gleich davon aus, dass sich das nicht lohnt.
Tatsächlich ist heutzutage eine Reparatur oft unwirtschaftlicher als ein Neukauf. Für kleine Zulieferer, die Bauteile für die Pumpenherstellung liefern, ist das fatal. Sie können mit den immer häufiger verwendeten Billig-Bauteilen aus Asien preislich nicht mithalten, weil sie Qualitäts-Bauteile liefern. Solche Unternehmen müssen unter Umständen irgendwann Insolvenz anmelden. Die Corona-Pandemie hat die Situation nicht verbessert. Im Gegenteil: Immer stärker dringen die Chinesen in die weltweiten Märkte ein, um ihre aggressive Expansionspolitik fortzusetzen. Solange die Wegwerfgesellschaft nicht umsteuert, wird es auch so bleiben. Doch der Preis für diese Haltung ist noch. Die einheimische Wirtschaft wird am Boden liegen. Die Müllberge werden Dimensionen annehmen, die gigantisch sind – und ungenutzte Ressourcen verrotten oder landen im Meer.